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ÖFFNUNGSZEITEN:

Di und Do 11 - 18 Uhr sowie jeden 2. Samstag 

Und jederzeit nach Voranmeldung

Alexander Ehhalt, Painted Desert, California USA, 80 x 100 cm, Fineart Print, Museumsglas,

NATÜRLICHE ABSTRAKTION //

STEPHEN CRAIG

ALEXANDER EHHALT

LENA SCHMIDT

12. OKT BIS 14. NOV 2023

ÜBER DIE AUSTELLUNG
in Kooperation mit der Brouwer Edition

'Natürliche Abstraktion' führt den Betrachter in die Welt dreier sehr unterschiedlicher Künstler ein, die auf je einzigartige Weise die Natur und ihre Erscheinungsformen interpretieren. Gemeinsam ist ihnen die Fähigkeit, die natürliche Welt in abstrakter Form zu erforschen und durch ihre Kunst neu zu gestalten.

Die Hamburger Künstlerin Lena Schmidt veranschaulicht in verschiedenen Medien den Bruch oder Riss in der Natur, der untrennbar mit der menschlichen Existenz verknüpft ist. Ihre Werke zeugen von einer zwielichtigen Atmosphäre, in der menschliche Elemente sowohl in den Motiven als auch im Material selbst eingebettet sind.  

Der vor allem durch mit der Malerei verwobene Rauminstallationen international bekannte Künstler Stephen Craig setzt sich seit über sieben Jahren mit dem Thema Landschaft auseinander. Dabei begibt er sich auf die Suche nach dem Minimalen, einer Reduktion der Formen und Farben, welche die Natur nicht nur auf ihre wesentlichen Elemente Form, Farbe und Fläche konzentriert. Gerade in der seriellen Präsentation wird so eine ständige Annäherung an das Wesenhafte der Landschaft erkennbar, an das, was eine Landschaft im Kern ausmacht.

Die Arbeiten des Fotografen Alexander Ehhalt stehen daneben für das scheinbar Fotografische und Unveränderbare. Durch die gewählten Ausschnitte spielt er mit Tiefe und Flächigkeit, mit Erkennbarkeit und reiner Struktur. Hier sind es die fast in ein mystisches Licht getauchten Wälder des Odenwaldes, dort sind es abstrakte Formationen eines Gesteins.

STEPHEN CRAIG

Der nordirische Künstler und Professor für Bildende Kunst (KIT, Karlsruhe) hat sich im Laufe seines künstlerischen Schaffens bereits mit sehr unterschiedlichen Themen und Fragestellungen auseinandergesetzt. International bekannt wurde Stephen Craig spätestens  durch seine Beteiligung an der "documenta X” und den Skulpturprojekten von 1997. Auch in Mannheim hat er bereits 2011 mit seinen Architekturmodellen aus der Reihe der Pavillons im Kunstverein seine Spuren hinterlassen. Seit mehr als sieben Jahren beschäftigt sich Stephen Craig nun mit dem Thema der Landschaft, in welcher er sich mit seiner Wahlheimat Nordfriesland auseinandersetzt. In gleichformatigen Tafeln malt Stephen Craig ohne fotografische Hilfsmittel in monochromen Farbschichten seine minimalistischen Landschaften. Die Elemente werden auf wesentliche Formen und Farben konzentriert und entstehen in seriellen Konglomeraten. Er fängt mit Buntstiftskizzen auf Papier an und überträgt sie dann in Öl. Sie wirken flach, fast wie Grafiken, haben aber dennoch Tiefe, wirken schichtartig zusammengesetzt und erhalten dadurch Perspektive. Es sind Landschaftseindrücke und -auszüge, die dem Individuellen und Konkreten enthoben scheinen. Gerade in der seriellen Präsentation wird so eine ständige Annäherung an das Wesenhafte der Landschaft erkennbar, an das, was eine Landschaft im Kern ausmacht.

ALEXANDER EHHALT

Der Fotograf Alexander Ehhalt nimmt in der Ausstellung eine besondere Zwischenrolle ein. Im Fokus der Werkauswahl stehen die Strukturen der Natur und ihr reines Antlitz. Der Mensch scheint dabei eine untergeordnete Rolle zu spielen. In besonderer Weise sind die Abstraktionsgrade seiner Arbeiten vom Ausschnitt seines Objektivs sowie der Lichtverhältnisse abhängig, die Alexander Ehhalt sucht und vorfindet. Sehr eindrücklich lässt sich dies in seiner Arbeit “Painted Desert” zeigen. Unterschiedliche Felsformationen und Ausblicke setzen sich wie zu einer flachen Struktur zusammen, der jede Tiefe einer weiten Landschaft fehlt. Wie in einer expressionistischen Malerei setzen sich hier Vor-, Mittel- und Hintergrund zu einer neuen Einheit zusammen, die uns die Natur auf eine neue Art zur Erscheinung bringt.

Der Heidelberger Künstler greift dabei auf ein sehr breites Werk zurück. Seit über 25 Jahren ist er als Fotograf tätig und widmet sich verstärkt der Landschaftsfotografie. Er bereiste zahlreiche Länder und arbeitet mit unterschiedlichen fotografischen Techniken. So bereiste er 1988 für ein ganzes Jahr Neuseeland mit der Großbildkamera. Auf zahlreichen Reisen hat er sich konsequent der Reportage sowie der Landschafts- und Panoramafotografie gewidmet. In den letzten Jahren bereiste er bevorzugt die abstrakten Wüstenlandschaften und Canyons des Südwestens der USA, aber auch Irland mit seinen rauen Küsten und dramatischen Panoramen. 

LENA SCHMIDT

Durch die Arbeiten der Hamburger Künstlerin Lena Schmidt geht ein Riss. Es ist ein Riss, der das Material mit dem Motiv auf besondere Weise verbindet. Man kann sogar sagen, dass das Holz ihrer Arbeiten (oft Sperrholz) eine Liaison mit dem Bildmotiv eingeht. Die Spuren des Bildträgers - zuweilen vorhandene Spuren, zuweilen nachträgliche Bearbeitungen - werden Bestandteil der Bildaussage. So etwa in der Arbeit “Autobahn No. 4” (Serie Broken Places): der Einblick in das geborstene Innere der Sperrholzplatte wirkt wie ein Schlagloch in der Fahrbahn der Straße. Drei Linien zeigen den rasanten Weg und eine klare Richtung an. Sie laufen auf einen finalen Punkt zu, einen Punkt bestehend aus einer schwarzen unklaren Struktur des bearbeiteten Holzes. Das Unklare und Ungewisse wird selbst Bestandteil der Aussage. Man weiß nicht, was das Ziel ist, noch ob es sich überhaupt erreichen lässt. Unklar ist überhaupt die gesamte düstere Umgebung, in der man sich als Betrachter befindet. Das einzelne menschliche Schicksal scheint keine Rolle zu spielen, wohl aber der Mensch als Teil der Geschichte und seine Relikte. Strommasten brechen langsam in sich zusammen. Stromleitungen durchziehen die Wälder, als ob sie Bestandteile derselben werden. So etwa auch in der Arbeit “Giant No. 9”, welche geprägt ist von scharfen Linien der Stromleitungen, welche die losen Holzobjekte miteinander verbinden. 

Und dennoch sind Lena Schmidts Arbeiten keine düstere Vorahnung auf den Untergang der Welt. Vielmehr wird Landschaft und Natur verstanden als etwas, das den Menschen enthält und nicht als etwas, das den Menschen der Natur gegenüberstellt.

Und wie auch der Mensch als Relikt in ihren Arbeiten sichtbar wird, so werden auch Lena Schmidts Bildträger zum Relikt im Bild.

Lena Schmidt, 50 Trees, Sperrholz, 52 × 187 cm, 2021