Michael Kos
TRESOR-SCHAU //
OBER-FLÄCHEN. geschichtet gelegt genäht.
Wir freuen uns sehr, Ihnen parallel zur Ausstellung "BERGE. Peter Mathis & Lars Zech" im Prince House Tresor einen bislang bei uns ungezeigten Künstler zu präsentieren: Michael Kos.
Hierfür danken wir sehr herzlich auch der Galerie Kunst Kontor in Nürnberg, mit deren Galeristen wir in einer bereichernden und wertvollen Kooperation stehen, von der Sie sich übrigens auch bei der kommenden art Karlsruhe im Februar 2024 gerne persönlich an unserem gemeinsamen Stand überzeugen können.
WERKE
ÜBER DIE AUSSTELLUNG UND DEN KÜNSTLER
Der 1963 in Kärnten geborene und in Wien und Retz lebende Künstler hat sich mit einem vielfältigen Oeuvre etabliert, in dem sich Skulptur, Installation, Malerei und Grafik originär verbinden. Michael Kos hat 1986-1991 bei Peter Weibel an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien studiert – wohl daher liegt seinen Werkgruppen jeweils ein stringentes Konzept zugrunde. Kos hat zahlreiche Ausstellungen in Österreich, Deutschland, Italien und in der Schweiz realisiert.
Michael Kos' Werke sind dicht und stets wohl konzipiert. Sie zeugen von einer Ruhe in der Gestaltung, einen feinen Gespür für Form und Material.
In der Ausstellung "OBER-FLÄCHEN. geschichtet gelegt genäht" erwarten Sie bei uns im Prince House Tresor ausgewählte Arbeiten dreier bedeutender Serien des Künstlers.
Bereits seit 2004 arbeitet Kos an seiner Serie "Mapping", geschichteten (und wie er es nennt "geschlichteten") Landkarten, die in der vertikalen und horizontalen Verdichtung eine neue OBER-FLÄCHE kreieren, ein gleichzeitig meditatives und dennoch dichtes, vieldimensionales Werk. Anknüpfend an einem Objektverständnis von Malerei zerschneidet Kos diverse Landkarten und Stadtpläne in kleine Streifen, die anschließend in meist zufallsgenerierter Anordnung aneinander gefügt werden. Die Elemente, aus welchen das Werk sich konstruiert, bleiben bei näherer Betrachtung sichtbar, mit Distanz wahrgenommen, lösen sich die Einzelteile in flirrende und vibrierende Farbkombinationen auf - fast wie neue Landkarten anmutend.
"Die Arbeit an den Mappings bedeutet primär für mich eine „Malerei ohne Pinsel“, - ich sehe die Ergebnisse aus der Distanz als gemalte Fläche und im Nähertreten als grafische Verdichtung. Erst sekundär ist für mich das Vexierspiel mit Informationsträgern wichtig. Die Mappings betrachte ich als einen autonomen Beitrag zur minimalistischen Kunst. Autonom dahingehend, dass ich sie formal nicht mit der bekannten Minimal Art (Judd, Serra o.ä.) verknüpft sehe, die ja äußerst reduktiv ist, sondern vielmehr wahlverwandt mit der Minimal Music bzw. dem musikalischen Minimalismus eines Phillip Glass, Steve Reich, Michael Nyman o.ä.
Die Gestaltung der Mappings stellt für mich im gleichen Maß einen Malprozess als auch eine musikalische Notation von Farbelementen und grafischen Partikeln dar. Es gibt z. B. meist einen Grundduktus, eine Klang“farbe“, dann die repetitiven Strukturen, Phasenverschiebungen,
additive Prozesse bei den rhythmischen Ordnungen, Oszillieren und Pause, Verläufe und Akzentverschiebungen wie bei der Minimal Music."
(Michael Kos)
Anders als bei den Werken aus "Mapping" in Vertikal-Schichtungen mit Landkarten beklebter Kartonstreifen schichtet Michael Kos in seinen "Layerings" in der Horizontalachse. Dabei legt er mehrere Lochbleche mit unterschiedlichem Raster übereinander und fixiert diese mit einer Distanz von 1 cm, so dass eine einzigartige Mehrdimensionalität hin zu einem räumlich-abstrakten Wandobjekt, in welchem der Betrachter immer neue Schattenwürfe und Ebenen erkennt und so den Blick vom Gesamten zum Detail im Wechselspiel lenkt. Je nach Licht wechselt auch das Farbspiel der Schichten dabei in immer neuer Weise.
Steinvernähungen stellen für Kos den bedeutenden Paradigmenwechsel in seiner Arbeit mit Stein dar. Die elementarste Funktion hat hier das illusorische Vernähen, das „so-tun-als-ob“. Nur dieses lässt ja das Vernähen von massiven Steinen zu. Kos vernäht ausschließlich Stein und ausschließlich illusorisch - eine Wahrnehumgsstudie. Unsere mitgebrachte Wirklichkeitsannahme vermutet hinter einer Naht eine Vernähung. Durch den dichten Stein vermögen wir gleichzeitig nicht hindurchzuschauen. Die vernähten Steine zeigen uns so eine Wirklichkeit, die nicht existiert, worauf unser Verstand uns durch Irritation auch bei der Betrachtung unmittelbar hinweist. Die Vorstellung von Ganzheit steht hier vor unserem Auge zur Debatte.
Für die vernähten Steine verwendet Michael Kos Steine mit Narben und Risse, die Naht tastet sich hierbei leicht ins Material.