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CHRISTIAN KLANT

„The magic of photography arises when technique and knowledge step back - when intuition and feeling are allowed to take the lead

– Christian Klant

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Was letztlich bleibt, ist der Wandel

Christian Klant ist Spezialist für handgemachte, analoge Fotografie. Mit dem Kollodium-Nassplatten-Verfahren fotografiert er sogenannte Wet Plates. Seine Werke lassen Bildwelten entstehen, die der Zeit enthoben scheinen und dabei gleichzeitig modern sind. Verglichen werden sie mit Paolo Roversi, Sarah Moon und Irving Pen. 

Die Kollodium-Nassplatte ist eine 1850/1851 von Frederick Scott Archer und Gustave Le Gray entwickelte fotografische Platte, die als Ambrotypie oder durch ein Negativ-Verfahren eine Fotografie erzeugt. Das dazugehörige Verfahren wird als nasses Kollodiumverfahren oder Kollodium-Nassplatten-Verfahren bezeichnet und setzt eine zur Anfertigung der Fotografie zeitnahe Verarbeitung voraus. So musste etwa ein mobil arbeitender Reisefotograf in der Frühzeit der Fotografie immer ein Dunkelkammerzelt mit sich führen. Ausgerüstet mit Großformat-Kameras und einer solchen Dunkelkammer fängt Christian Klant in diesem uralten Verfahren seine Bilder auf der Nassplatte ein, deren Belichtung so lange dauert, bis er selbst diese vor Ort durch Entwicklung stoppt. Durch das zeitlich entrückte Verfahren, die zugleich schärfende wie auch unschärfende, einzigartige Wirkung der Aufnahmen und auch durch die Motivwahl selbst erhalten die Bilder eine fast schon magische Wirkung. Der Betrachter ist einerseits wie angesogen von der Schärfe der Umrisse, der Strukturen, der Oberflächen und ikonischen Wirkung. Die unscharfen Bereiche verleihen den Darstellungen andererseits etwas Geheimnisvolles, Unerreichbares, das im Bild selbst nicht zu sehen ist.

 

Christian Klant verwendet hierbei – auch, aber keinesfalls nur bedingt durch das Verfahren – viel Zeit auf die Wahl der Motive, den richtigen Blickwinkel, den Zeitpunkt. Zwischen dem, was er im Hier und Jetzt vor seinem Auge hat und dem fotografischen Ergebnis liegen Zeit und Raum, das Dargestellte wird zum Artefakt jenseits dieser Dimensionen und durch die besondere Technik sehen wir fast schon die Zeitlichkeit im Statischen eingebunden wie eine Brücke, die uns einlädt den Ort zu besuchen, der hier gezeigt ist. Christian Klants Werke sind dabei hoch ästhetisch mit großer Tiefenwirkung und manches Mal auch fast etwas melancholisch in der Wirkung. Tief scheint sich der Blick durch die Kamera mit in das Material einzuschreiben und so erzählen seine Werke eine Geschichte, vielleicht viele Geschichten, von Orten, Dingen, vom Leben, aber auch vom Blick auf ebenjene Dinge. 

 

Auch der Künstler Christian Klant ist von Geschichten und vom Leben geleitet in seiner Arbeit: Seine beeindruckenden Landschaftsfotografien der Algarve etwa, die jüngst auch in der Photo International gewürdigt wurden, waren ein Wendepunkt in seiner Arbeit als Künstler: Nach einer mehrwöchigen Reise findet der Fotograf sein Berliner Atelier von Schimmel überzogen vor, unversiegelte Platten sind ebenso betroffen wie Objektive, Arbeitsplatten und vieles mehr. Gerade durch die vergebliche Suche nach einem neuen Atelier über ein Jahr hinweg wird ihm klar, dass er in vielen Bereichen gar keines braucht für seine Kunst, denn die Landschaft bietet ihm die Motive und Geschichten, die er erzählen möchte. 

Diese Geschichten bei aller Planung im Kollodium Nassplattenverfahren zuzulassen, ist hier vielleicht mit wesentlich: Die beeindruckendsten Werke Christian Klants aus der Algarve, welche auch Teil der aktuellen Ausstellung in der Prince House Gallery sind, sind auch eben jene Bilder, bei denen so gar nicht alles „nach Plan“ lief: Eine blutige Stirn, die Flut, ein erzwungener Standortwechsel, andere Lichtverhältnisse durch ungeplante Verschiebungen – genau diese Faktoren waren es, die letztlich die wie Christian Klant es nennt „stärksten“ Bilder hervorbrachten, was er selbst erst auf den zweiten Blick erkennen und zulassen konnte, als er sich und den eigenen Anspruch zurücknahm. Entstanden ist eine Serie aus 13 Motiven, die nun als Metapher für die Illusion der Beständigkeit stehen. „Selbst die beeindruckenden Felsen-Formationen der Algarve  werden tagtäglich von den Elementen erodiert bis sie zu Sand zerfallen. Was letztlich bleibt, ist der Wandel.“ So Klant.
 

Christian Klant ist Professional Mitglied im BFF, veröffentlichte 2014 sein erstes Buch „100 Wet Plates – 100 Words“ und wird international ausgestellt.

Seine Arbeiten sind in streng limitierten Editionen oder auch als Nassplatten Unikate erhältlich.

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