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Florian Richter: Malerei oder Fotografie?

Aktualisiert: 11. Mai 2021

Wer bereits mit Florian Richters Werken vertraut ist, kennt die Frage, die man sich instinktiv im ersten Moment der Betrachtung stellt: Malerei oder Fotografie? Was hat man vor sich?




Die detailgenaue Präzision des Motivs deutet auf Fotografie. Atmosphärische Verschwommenheit, Verneblungen und dieser Film, der sich über die Bilder Richters zu legen scheint, deuten jedoch auf Malerei. Was ist es nun, was Florian Richter in seinen Arbeiten macht?


Es handelt sich um Kunstfotografie

Die malerische Wirkung, die an Romantiker, wie Caspar David Friedrich und Iwan Aiwazowsky oder an den Schwarzwälder Symbolisten Hans Thoma erinnern, erreicht Florian Richter durch eine ausgeklügelte Technik. Der Berliner Fotograf, der eigentlich immer Maler werden wollte, fotografiert analog und erst im Atelier werden die auf Negativfilmen oder Polaroids belichteten Aufnahmen bearbeitet und ausgedruckt. Dieser Herstellungsprozess ist unkonventionell und spielt auch inhaltlich in Richters Werk mit ein. So wird nicht die Landschaft selbst abgebildet, sondern die Idee, welche der Künstler von der Landschaft hat. Richter spielt damit auf die Frage nach dem Wahrheitsgehalt von Fotografien an: Was ist Realität? Die Landschaft selbst oder unsere Vorstellung davon?

Florian Richter lässt auch dunkle Farbigkeiten zu, denn zur Romantik, gehöre auch Melancholie und das Zulassen von schweren Gefühlen, wie Trauer oder Wehmut. Damit traut sich der Künstler über Gefühle zu reflektieren, welche die meisten Menschen am liebsten kaschieren würden. Die Weite der menschlichen Gefühlswelt findet in den Richterschen Landschaften Ausdruck.

Die Seelandschaft wird zur Seelenlandschaft.

Obwohl der Mensch selbst in seinen Fotografien als Motiv nicht aufgegriffen wird, kommt er darin doch vor: Das Nachdenken über

Landschaft und unser Verhältnis zur Natur spiegelt sich in den Werken von Florian Richter wider. Die Weite der menschlichen Gefühlswelt findet in den Richterschen Landschaften Ausdruck. Damit steht Richter nicht nur motivisch, sondern auch ideell in den Fußstapfen von Künstlern der Romantik.



Piktorialismus, was ist er und welche Rolle spielt er in Richters Werken?


In ihren stilistischen Merkmalen erinnern Richters Werke an die Anfänge der Kunstfotografie im 19. Jahrhundert: den Piktorialismus. Dieser nahm in London seinen Lauf und entwickelte sich rasant zu der ersten weltumspannenden Fotografiebewegung. Von New York bis Japan: Überall bildeten sich piktorialistische Clubs.

Dabei wurde die Fotografie Ende des 19. Jahrhunderts noch keinesfalls als eine eigenständige Kunstgattung angesehen, sondern meist als bloße Imitation der Realität abgetan. Die Piktorialisten bemühten sich die Fotografie als vollwertiges künstlerisches Ausdrucksmittel zu etablieren. Dabei orientierten sie sich stilistisch vor allem an der mystischen Formensprache des Symbolismus und der Unschärfe des Impressionismus. Als Motive dienten ihnen Landschaften, Porträts und Akte. Genredarstellungen wurden gezielt im Heimischen oder in der Natur gemacht. Die Piktorialisten verstanden sich als Gegenbewegung zur fotografischen Massenproduktion. Sie sträubten sich gegen die Abbildung des industriellen Fortschrittes und des immer schneller werdenden Lebens in den Großstädten. Das neue Darstellungsmedium sollte nicht bloß dokumentieren, sondern auch zum Träumen, Philosophieren und Genießen anregen.

Dies gelingt auch Florian Richter in seinen weiten Landschaften, vernebelten Nachtszenen und malerischen Wasserdarstellungen. Richter schafft es aus zwei Medien eins zu machen: Fotografie in der Technik, Malerei in der Wirkung. Vielleicht ist die Frage „Malerei oder Fotografie?“ obsolet. Kunst ist Kunst!


Mehr zu Florian Richter findet ihr auf Prince House Gallery > Artists > Florian Richter oder in dem ihr ganz einfach diesem Link folgt https://www.princehouse.de/florian-richter .





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