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Verena Landau - Der Mensch im Raum

Wie Architektur in Gemälden die Geschehnisse und das Abgebildete rahmt und warum sie eines aufmerksamen Blickes bedarf.


Verena Landaus Orte sind zu gegenwärtig, um auf den ersten Blick direkt aufzufallen. In diesem Sinne könnte man sie als beiläufig bezeichnen und doch sind sie alles andere als zufällig. Festgehalten werden Menschen und Atmosphären an bestimmten Orten, oftmals in Bewegung, in Durchgängen, oder auch im Innehalten. Bei diesen Orten kann es sich um Kunst- und Kulturinstitutionen, Wirtschaftsknotenpunkte oder touristische Orte handeln. All diese Orte sind real.

In den Werken von Verena Landau fühlt sich das Einteilen in Vorder-, Mittel- und Hintergrund fremd an. Hier passiert etwas ganz Merkwürdiges. Einerseits stehen Mensch und Raum in einer engen Relation zueinander. Andererseits wirkt der Mensch in ihrem Werk sehr isoliert, für sich. Die Individuen wirken irgendwie in Gedanken, teilweise auch gehetzt. Manche Figuren sind klar ausgearbeitet, andere haben ein verschwommenes Antlitz, was Anonymität suggeriert. Gleichzeitig könnte diese Figur jedermann / jede Frau sein.

Wer sind diese Menschen? Wohin gehen sie? Sind sie selbstbestimmt oder folgen sie einem diffusen Ziel, einer Aufgabe, die sie sich nicht selbst ausgesucht haben, getrieben von einem Wunsch nach Selbstverwirklichung, Sinn und Geld, Macht?

Und was würde passieren, wenn man denselben Personen in einem anderen Kontext oder einem anderen Raum begegnen würde? Würde die gebückte Rückenfigur oder der anonyme Mann im weißen Hemd und Anzug einem breit lächelnden, erfüllten Menschen weichen?

Spannend ist auch, wie diese Orte aufgebaut sind, wie verschiedene Faktoren, zum Beispiel Licht oder das Verbleiben dessen, Atmosphäre kreieren. Unsere Umgebung kann unser Wohlbefinden und unser Verhalten maßgeblich mitbestimmen: Passen wir uns zugunsten unseres Wohlbefindens an (“Bloß nicht auffallen”) oder trauen wir uns einen klaren, kritischen Blick für die Welt um uns herum zu bewahren und nicht “Opfer unserer Umgebung” zu werden und damit uns selbst in diesen Räumen - mögen sie transitorisch, liminal oder durch die Architektur einschüchternd sein - nicht zu verlieren.

Mit kritischem Blick entgegnet Verena Landau, die unter anderem mit dem Dachverband der Kritischen Aktionär:innen zusammen arbeitet, gesellschaftlichen Fragen. Oft spürt man in ihren Bildern keine besondere Relation. Im Gegenteil, hier ist progressive Reflektion gemeint: Warum fühlen wir uns abwesend? Man wird mit den Begriffen Einsamkeit, Zugehörigkeit, Identität und Entfremdung konfrontiert. Ihre zufällig gewählten Orte ähneln einer Schnappschussartigen Abbildung. Von Konzernen bis zu Museen, von urbaner Architektur bis zu botanischen Gärten, der/die Beobachter*in soll sich durch die Abbildung dieser Orte dem Gefühl der eigenartigen Wahrnehmung ohne Sinn hingeben. Wir entscheiden uns für ein seltsames oder diskretes Gefühl ohne Kanon, um uns letztlich der Verantwortung zu entziehen. Wieso? Darauf gibt es keine konkrete Antwort, eins ist aber sicher: Wir begreifen, dass unsere Angst viel größer ist, viel abstrakter, viel gewaltiger als vermutet. So groß, dass die Herrschaftsgewalt uns schlicht und einfach keinen Kontrollverlust gewährleistet. Dieser Dauerzustand, ständig funktional zu sein, lässt uns den Blick für das Schöne verlieren.

Verena Landau ist eine Malerin, die mit wachem und auch kritischem Blick durch die Welt geht und dieser Blick ist auch maßgebend für ihr Werk. In der Serie "passover" etwa blickt sie hierbei auf "Durchgänge", auf Zwischenräume, die oft so gegenwärtig, so scheinbar beliebig sind, dass wir ihre Bedeutung vielleicht auf den ersten Blick übersehen - auch, weil sie noch nicht historisch gereift sind. Ganz anders stellt sich uns das Thema in Werken wie Verena Landaus Türmen (etwa "Tour 01 - Sammara") dar, die uns in ihrer architektonischen Gestaltung und Farbigkeit ikonisch entgegentreten und den Menschen völlig zurücktreten lassen.


Die Bilder der "passover“-Serie lassen eher an die "Nicht-Orte“ des französischen Anthropologen und Kulturtheoretikers Marc Augé (geb. 1935) denken, womöglich da sie historisch noch nicht gereift sind.


Sie sind zu gegenwärtig, um wirklich aufzufallen. Unter Nicht-Orten (franz. non-lieu) versteht Augé Orte, die keine Identität besitzen. Es sind Orte, die weder durch eine bestimmte Relation, noch Geschichte gekennzeichnet sind – praktisch anonyme, vielleicht auch "seelenlose“ Orte, an dem das Individuum sich isoliert und einsam fühlt. Als typische Nicht-Orte gelten Transit-Schauplätze, wie Bahnhöfe, Flughäfen oder Hotels. Auch große Supermärkte und andere Orte der Massenkommerzialisierung würden nach Augé zu den Nicht-Orten zählen. Bei Verena Landau sind es oftmals Durchgänge im Kontext der Macht, zu Konzernen, Banken, Auktionärsversammlungen, Grenzorte. Die dargestellten Menschen sind oftmals auch von hinten zu sehen, sind austauschbar.

Die digitale Fotomontage „STAZIONE ARENA“ (2013) sowie „TOUR 02 (FORGOTTEN HOLIDAY)“ (2019) und „TOUR 01 (SAMMARA)“ (2019) zeigen touristische Orte. In Landaus Interpretation erinnern sie an die „Pittura metafisica“ – eine italienische Malereiströmung, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts ausbildete. Ausgezeichnet ist die „Pittura metafisica“ durch einen Bühnencharakter, Architekturzitate und puppenhafte Figuren. Proportionen können verändert sein, Farben verfälscht.


So oder so: Die Leipziger Künstlerin Verena Landau greift in ihren Werken das Thema „Ort“ oder auch „Raum“ bewusst auf. Landau präsentiert Räume im Kontext ihrer Besucher. Es geht bei ihr um die Relation zwischen Mensch und Raum.


Wenn Sie mehr über Verena Landau erfahren möchten, dann klicken Sie auf folgenden Link: https://www.princehouse.de/verena-landau oder besuchen Sie uns auf princehouse.de .








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