Schwerpunkt-Thementage zur Ausstellung
Samstag, 3. Juni 11-17 Uhr - ABSTRAKT? Sabine Becker und Manfred Fuchs im Fokus
Donnerstag, 15. Juni 11-18 Uhr - SKULPTUR aus Holz - Lars Zech und Martin Pöll. Martin Pöll vor Ort in der Galerie ab 14 Uhr
Samstag, 17. Juni 11-17 Uhr - Der MENSCH auf der Leinwand. Magischer Realismus von Shinji Himeno und impressionistische Menschenbilder von Andreas Scholz
Donnerstag, 22. Juni ab 16 Uhr - FINISSAGE zum Thema FOTOGRAFIE mit piktorialistischen Werken Florian Richters und kosmischer Konzeptkunst von Katerina Belkina. Highlight: Ihr eigenes Portrait mit der großen Vormwald Kamera vom Berliner Fotografen Roland Behrmann!
SABINE BECKER
neue Werke
1958 geboren in Lübeck, seit 1981 am Bodensee
1991 – 95 Pädagogische Hochschule Weingarten, Lehrauftrag für Textiles Gestalten
Seit 1991 Malerei
Lebt und arbeitet in Konstanz
Sabine Becker ist eine Künstlerin mit einem ganz besonderen Alleinstellungsmerkmal: In all ihren Arbeiten spielt das Farbpigment Kobaltblau eine zentrale Rolle. Blau ist die einzige Farbe, welche die Künstlerin interessiert und nachdem sie sich eingehend mit allen Blautönen beschäftigt hat, entschied sie sich für dieses Kobaltblau, das sie in ihrem Schaffen nun bereits seit 30 Jahren begleitet. Kobaltblau ist ein sehr spezielles Pigment. Es handelt sich dabei um einen leuchtend warmen Blauton. Die Bilder strahlen dadurch Ruhe aus und entwickeln eine große Sogwirkung auf den Betrachter.
Obwohl Arbeiten, die eine Farbe zum zentralen Bildthema erheben, im ersten Moment abstrakt wirken können, wecken Beckers Werke, Assoziationen mit Gegenständlichem. An was genau sich der Betrachter erinnert fühlt, sei dem Einzelnen überlassen. Es sei nur so viel gesagt: Die wellenartigen Strukturen, die Beckers Werke durchziehen, sind kein Zufall. Die aus Lübeck stammende Künstlerin wohnt und arbeitet heute am Bodensee. Das Zusammentreffen von Wasser und Land hat für sie immer eine zentrale Rolle gespielt. Die beiden Pole bilden in ihren Werken eine Einheit, welche dazu einlädt, in das Bild einzutauchen, seinen Gedanken freien Lauf zu lassen, sich zu besinnen. Eben dies bedeutet für Sabine Becker Freiheit. Die Künstlerin selbst könnte stundenlang der Tiefe ihres Kobaltblaus nachgehen.
Als ein sichtbar kostbares Farbpigment mit einer einzigartigen Strahlkraft, verleiht Kobaltblau Sabine Beckers Werken eine Einmaligkeit, die sie unverkennbar macht. Ihre Arbeiten ziehen alle Blicke auf sich und bleiben im Gedächtnis. Anmerkung: Die Farbigkeit und Leuchtkraft des Kobaltblaus kann weder am Bildschirm noch im Druck realitätsgetreu wiedergegeben werden, da das Kobaltblau außerhalb des RGB- und CMYK-Farbraums liegt.
MANFRED FUCHS
Neue Werke
Manfred Fuchs ist 1939 in Mannheim geboren. Nach dem Gymnasium studierte er an der Universität Mannheim von 1958 bis 1962 Betriebswirtschaftslehre, wo er 1966 promovierte.
Die Unternehmerlaufbahn schlug Manfred Fuchs 1963 nach dem frühen Tod seines Vaters und Firmengründers ein. Er machte aus FUCHS PETROLUB den größten konzernfreien Schmierstoffhersteller der Welt sowie ein seit 1985 börsennotiertes Familienunternehmen. Manfred Fuchs wechselte 2004 in den Aufsichtsrat über, dem er bis 2017 angehörte.
Neben seinem beruflichen Wirken hat sich Manfred Fuchs seit seiner Schul- und Studienzeit immer mit Malerei und Bildhauerei beschäftigt. Er besuchte vor seinem Studium die Bildhauer-Klasse der Mannheimer Akademie und lernte dort unter Gerd Dehof. Später besuchte er zeitweise die Malschule Rödel in Mannheim.
Die Erlöse aus Manfred Fuchs' Kunstverkäufen kommen immer einem guten, zumeist karitativen Zweck zu Gute. Außerdem tritt er in der Metropolregion Rhein-Neck immer wieder als großer Förderer und Mäzen der Künste in Erscheinung.
Zu einem seiner Herzensprojekten gehört der Skulpturenpark in Heidelberg (Schlierbach), der dieses Jahr seine Sonderausstellung der Künstlerin Alicja Kwade widmet.
SHINJI HIMENO
Neue Werke
1966 geboren in Tokushima/ Japan
1989 Übersiedlung nach Berlin
1991–93 Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig
1993–97 Meisterschüler bei Arik Brauer, Akademie der Bildenden Künste in Wien
seit 1997 lebt und arbeitet er in Berlin
1966 wurde Shinji Himeno in Tokushima, Japan, geboren. 1988 zeigte ihm in Tokio die Frau des japanischen Botschafters aus Bonn in einer deutschen Zeitschrift das Bauernkriegspanorama von Werner Tübke in Bad Frankenhausen. Die Begegnung mit diesem monumentalen Gemälde in altmeisterlicher Manier beeindruckte Shinji Himeno so sehr, dass er beschloss, nach Deutschland zu gehen, um dessen künstlerisches Handwerk zu erlernen. Nach dem Fall der Mauer 1989 siedelte er daher zunächst nach Berlin um. Im Herbst 1991 fuhr Shinji Himeno zu einer Vernissage nach Leipzig, wo er Werner Tübke, Vertreter der sogenannten Leipziger Schule, persönlich begegnete. Er erzählte ihm, dass er mit dem Wunsch nach Deutschland gekommen sei, bei ihm zu studieren. Zu dieser Zeit unterrichtete Werner Tübke allerdings schon selbst nicht mehr an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, empfahl ihm aber auf jeden Fall ein Studium an der bekannten Kunstakademie. So absolvierte Shinji Himeno sein Grundstudium bis 1993 in Leipzig und wechselte für das Hauptstudium an die Akademie der Bildenden Künste Wien. Hier schloss er sein Studium 1997 als Meisterschüler von Arik Brauer ab, einem der Hauptvertreter der Wiener Schule des Phantastischen Realismus.
MARTIN PÖLL
Skulptur und Bildhauerei
2021 Vorstandsmitglied, Gesellschaft der Freunde junger Kunst Baden-Baden
2020 Mitglied, Künstlerbund BaWü
2018 Meisterschüler an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei
Prof. Harald Klingelhöller
2017 selbständiger Künstler
2016 Erasmussemester Listaháskóli Ísland, Reykjavík bei Ólafur Gíslason
2012/17 Studium an der AdBK Karlsruhe bei Prof. Harald Klingelhöller
2011/13 Holzbildhauermeister
1990 geboren St. Leonhard in Passeier (Italien)
Das Material der Natur als Ursprung der Skulptur
Martin Pölls bildhauerische Arbeit basiert auf Naturmaterialien und Natur; sie bilden als Formensprache und Arbeitsmaterial sowie Erfahrungsraum den Fundus seiner skulpturalen Installationen. Pölls Skulpturen zeigen oft hintergründige Kombinationen aus Form und Material, wie beim Guss eines Seerosenblatts aus Baumharz – der als Skulptur zunächst an eine verkohlte Baumscheibe erinnert –, oder beim Baumrindenfladen, der zum Wellblechdach geformt an der Wand lehnt. Die unterschiedlichen Materialstadien aus dem Arbeitsprozess zur Nutzbarmachung der Ausgangsprodukte sind in Ausstellungen oft in diversen Versatzstücken sichtbar: Vom Baumharzbarren zu Flaschen mit Baumharzdämpfen, von Terrazzoplatten mit Baumharzverschnitten bis hin zum Baumharzschnaps bei der Ausstellungseröffnung.
Basaler Bestandteil seiner Ausstellungen sind kombinierbare Formen, die auf der geometrischen Grundstruktur der Ausgangsmaterialien basieren. Sie lassen sich in eine statische Struktur gleichförmiger Wiederholungen einbinden, die für seine Arbeit variables Material unendlicher Kombinatorik sind. Martin Pöll (*1990 in Südtirol), lebt und arbeitet in Karlsruhe, Deutschland.
Pöll ist Sammler. Durchstreift die Waldwege, die Wiesen, konserviert das Harz der Bäume, das feinziselierte Muster der Seerosenblätter, den Flug der Samenkörner, die schwerelos zur Erde trudeln. Beobachten, auswerten, formen in technisch- maschinell anmutenden Modellen. Pöll bildet die Natur nicht ab. Er veranschaulicht sie.
Martin Pölls Arbeiten gehen von pflanzlichen Formen und Materialien aus, sowie von der Beziehung des eigenen Körpers zur Natur und der Tätigkeit in dieser Umgebung als auch im Bildhaueratelier. Naturmaterialien, wie Baumharz, Blätter, Rinde, Ton oder Holz, sowie pflanzliche Samen von Ahorn und Fichte sind Ausgangsmaterial seiner Arbeiten, als auch das Sammeln und die unterschiedlichen Verarbeitungsschritte von Baumharz elementarer Teil von Pölls skulpturalen Arbeiten ist. Dabei ist der individuell entwickelte Arbeitsprozess zur Nutzbarmachung der Ausgangsprodukte zentraler Bestandteil der Ausstellungsobjekte. Um das Baumharz für den Guss von Skulpturen verwendbar zu machen, ist ein langwieriger Auskochungsvorgang des Materials nötig. Bei dieser Raffination gibt es diverse Nebenprodukte, die in Martin Pölls Arbeiten als Versatzstücke auftauchen.
[von Thomas Schönberger]
FLORIAN RICHTER
Zwischen Malerei und Fotografie
1968 geboren in Hamm/Westfalen
1992 Lette Verein Berlin
2017 Fotograf in Berlin
„Malerei oder Fotografie?“
Eigentlich wollte Florian Richter immer Maler werden, entschied sich aber schließlich doch für die Fotografie. Seine Ausbildung machte er 1992 beim Lette Verein in Berlin und arbeitete zunächst als Assistent bei verschiedenen Fotografen bis er sich selbstständig machte. Seit jeher hat er in der Kunstfotografie sein ganz persönliches Ausdrucksmittel gefunden. Seine Fotografien sind keine Abbildungen der Wirklichkeit, in ihnen spiegeln sich vielmehr romantische Gedanken wider. Dies verbindet den Romantiker Florian Richter mit Künstlern wie Caspar David Friedrich, Aiwazowsky oder Hans Thoma, durch dessen Werk Richter inspiriert wurde. Und was ist es nun – Malerei oder Fotografie? Die detailgenaue Präzision des Motivs deutet auf Fotografie. Atmosphärische Verschwommenheit, Verneblungen und dieser Film, der sich über die Bilder Richters zu legen scheint, deuten jedoch auf Malerei.
Der Herstellungsprozess der Arbeiten ist unkonventionell und spielt eine zentrale Rolle in Richters Werk: Der Künstler fotografiert analog und erst im Atelier werden die auf Negativfilmen oder Polaroids belichteten Aufnahmen bearbeitet und ausgedruckt. Es wird also nicht die Landschaft selbst abgebildet, sondern die Idee, welche der Künstler von der Landschaft hat. So spielt der Künstler auch auf die Frage nach dem Wahrheitsgehalt von Fotografien an: Was ist Realität? Die Landschaft selbst oder unsere Vorstellung davon?
Obwohl der Mensch selbst in seinen Fotografien als Motiv nicht aufgegriffen wird, kommt er darin doch vor: Das Nachdenken über Landschaft und unser Verhältnis zur Natur spiegelt sich in den Werken von Florian Richter wider.
Dabei lässt er auch dunkle Farbigkeiten zu, denn zur Romantik, gehöre auch Melancholie und das Zulassen von schweren Gefühlen, wie Trauer oder Wehmut. Damit traut sich der Künstler über Gefühle zu reflektieren, welche die meisten Menschen am liebsten kaschieren würden. Die Weite der menschlichen Gefühlswelt findet in den Richterschen Landschaften Ausdruck.
Die Seelandschaft wird zur Seelenlandschaft. Damit steht Richter nicht nur motivisch, sondern auch ideell in den Fußstapfen von Künstlern der Romantik.